Was bei den Etruskern anfing
… gibt es noch in Aukrug
Opale verzierten die Zähne der Mayas. Die Etrusker fertigten Zahnersatz aus Gold und Elfenbein. Über 2.000 Jahre versuchten sich Bader, Zahnbrecher, Goldarbeiter und sogar Friseure daran, Zähne zu behandeln oder zu ersetzen. Erst im 20. Jahrhundert können sich Patienten auf ordentlich ausgebildete Zahnärzte und Zahntechniker freuen.
von Stefanie Breme-Breilmann
Schreib doch mal was Interessantes über Implantate“, war die Bitte der Redaktion und ich muss gestehen, dass sich meine Begeisterung, über diese künstlichen Zahnwurzeln zu schreiben, sehr in Grenzen hielt. Doch nun sitze ich in einer Rundum-Wohlfühl-Praxis in Aukrug. Mit ihren freistehenden Balkenkonstruktionen, Dachschrägen, viel warmem Holz, orange-farbigen Türen und angenehmer Beleuchtung erinnert sie viel eher an ein dänisches Ferienhaus oder an einen edlen Reitstall als an eine Zahnarztpraxis. Mir gegenüber sitzt, sympathisch lächelnd und überaus kompetent Dr. Peter Niziak, der ein trockenes Thema zum Leben erweckt.
Elfenbein, Halbedelsteine und die Zähne der Gehängten
Ein befreites Lächeln mit gesunden Zähnen ist schon seit Urzeiten der Inbegriff von Schönheit, guter Ausstrahlung und Reichtum. Im Besitze solcher stand man auf der sozialen Leiter ganz oben und tut es noch heute. So zeigen Mumienfunde, dass schon Ägypter und Etrusker Zahnlücken mit Knochen und Elfenbein füllten und diese mit Goldfäden fixierten.
Inkas und Mayas schlugen als Wurzelersatz Halbedelsteine in den Kiefer, und einem Gehängten entfernte man üblicherweise die Zähne, so zu sehen auf einem Gemälde Goyas aus dem 18. Jhd. Die Herausforderung lag in der Fixierung der künstlichen Zähne, da eine natürliche Wurzel fehlte. So erfanden kluge Leute die Implantate und ihr Durchbruch kam Mitte des letzten Jahrhunderts mit einer ungewöhnlichen
Entdeckung. Osseointegration oder „Welcome Titan“
„Osseo“ bedeutet „Knochen“ und „Integration“ die harmonische Einpassung in ein System, hier den Körper. Bei den Implantaten ging es darum, ein Material zu finden, das vom Körper nicht nur toleriert, sondern ohne Widerstand angenommen wird. Das war das Titan, das um 1940 als ideal für Implantate entdeckt wurde. „Es ist fantastisch“, bemerkt Peter Niziak und zeigt mir einige Zahnersatzmodelle. „Es ist, als ob der Körper einen lang ersehnten Schatz begrüßt. Die Implantate aus Titan werden in kürzester Zeit vom Knochen angenommen, vollkommen integriert und geschützt.“
Mein erstes Implantat sieht aus wie neu.
Vor 21 Jahren setzte Niziak sein erstes Implantat einem damals 24-Jährigen ein. Kürzlich geröntgt zeigt das ca. 3,8 mm Schraubengewinde keinerlei Altersschwäche. „Wenn der Patient halbjährig zur professionellen Zahnreinigung kommt, geben wir fünf Jahre Garantie. Egal wie alt der Patient ist“. Eine über 90-Jährige erfährt seit ein paar Tagen eine ganz neue Lebensqualität, denn in ihrem Fall verhindern vier Implantate das seit Jahren lästige Verrutschen der Prothese. Dankbar bringen Patienten Kuchen und andere Leckereien in die Praxis. „Das kann ich endlich wieder essen“, ist ihr Kommentar und das 15-köpfige Team freut sich. Das motiviert und begeistert. Einmalig in Norddeutschland ist die „Implantologie komplett“. Sind es üblicherweise mehrere Behandler an verschiedenen Orten, finden hier Patienten alles unter einem Dach: Chirurg, Zahnarzt und Dentallabor.
Sinus Lift in 3 D, dank Galileos
Neben der Patientenzufriedenheit motiviert den Aukruger Zahnarzt und sein Team vor allem die fachliche Herausforderung. „Kollegen überweisen gerne schwierige Fälle an uns“, so Niziak und weist auf das 3 D Röntgengerät Galileos DVT im Wert eines kleinen Einfamilienhauses. Mithilfe dieses innovativen Gerätes kann das Implantat genau positioniert werden, denn bei jedem Patienten ist beispielsweise der Verlauf eines wichtigen Hauptnervs im Unterkiefer anders. Zur Verankerung eines Implantats im Oberkiefer kann individuell durch Anheben der schützenden Kiefernschleimhaut (Sinus Lift) Knochenmaterial in einen Zwischenraum der Kiefernhöhle gefüllt werden. Darin findet dann jedes Implantat hervorragenden Halt.
„Tut es denn weh?“
… will ich zuletzt noch wissen. „Nein“, antwortet Niziak. „Hier gelten zwei Grundsätze, die jeder Patient in ausführlichen Vorgesprächen verinnerlicht hat, bevor es überhaupt losgeht. 1. Es geschieht nur das, was der Patient will. Er ist frei sich zu entscheiden. 2. Grundsätzlich darf bei der Behandlung nichts weh tun“. Der Aukruger Zahnarzt lässt sich gerade bei Angstpatienten viel Zeit, betäubt durchaus auch mehrmals, damit der Patient und auch er selbst absolut entspannt in die Behandlung Dr. Niziak mit Assistentin am 3D-Röntgengerät Galileos gehen. Eine Kälteanästhesie wie beim Sport kann helfen und sicherlich die höchst sensible Spritztechnik Niziaks: Er „schiebt“ vor dem eigentlichen Einstich ein Polster des Anästhetikums vor. Und überrascht stellt der Patient fest: „Das war`s schon? Ich hab ja gar nichts gemerkt.“